“You Were Never Really Here” (2017) ist ein düsteres, atmosphärisches und tiefgründiges Werk des britischen Regisseurs Lynne Ramsay. Der Film erzählt die Geschichte von Joe (Joaquin Phoenix), einem traumatisierten Veteranen, der als Auftragskiller für missbrauchte Mädchen arbeitet.
Als er den Auftrag erhält, eine junge Frau namens Nina aus den Fängen eines kriminellen Rings zu befreien, begibt sich Joe auf einen brutalen und verzweifelten Kampf gegen die Unterwelt. Doch während er versucht, Nina zu retten, kämpft er auch mit seinen eigenen Dämonen - den Erinnerungen an seine gewalttätige Vergangenheit und der psychischen Belastung durch den Verlust seiner Mutter.
Ein düsteres Portrait des menschlichen Abgrunds:
Ramsay’s Film ist kein typischer Action-Thriller. Er verzichtet auf übertriebene Gewalt und spektakuläre Stunts, stattdessen konzentriert er sich auf die psychologische Tiefe der Figuren und die düstere Atmosphäre. “You Were Never Really Here” ist eine visuelle Erfahrung, die den Zuschauer tief in Joes verrückte Welt hineinzieht.
Die Kameraarbeit von Thomas Townend ist herausragend, sie erzeugt ein Gefühl von Unruhe und Bedrohung, während die Musik von Jonny Greenwood (Radiohead) die emotionale Intensität des Films unterstreicht. Joaquin Phoenix liefert eine der besten Leistungen seiner Karriere. Er verkörpert Joe mit einer Mischung aus brutaler Härte und verletzlicher Sensibilität.
Ein Meisterwerk der subtilen Inszenierung:
Ramsay’s Regie ist meisterhaft. Sie verwendet gezielte Close-ups, um die innere Zerrissenheit von Joe zu verdeutlichen, und lässt den Zuschauer oft im Dunkeln über die genauen Geschehnisse. Dies erzeugt eine Spannung, die bis zum Schluss anhält.
Der Film verweilt in Momenten der Stille und Reflexion, um Joes psychischen Zustand und seine moralische Ambivalenz aufzuzeigen. Gleichzeitig entwirft Ramsay ein komplexes Netzwerk von Beziehungen: Die Bindung zwischen Joe und seiner Mutter, der Kampf gegen die korrupten Machthaber und die verzweifelte Suche nach Erlösung.
Ein Blick hinter die Kulissen:
- Regisseur: Lynne Ramsay (bekannt für “We Need to Talk About Kevin” )
- Drehbuch: Lynne Ramsay basierend auf der Kurzgeschichte von Jonathan Ames
- Kamera: Thomas Townend
- Musik: Jonny Greenwood (Radiohead)
Darsteller | Rolle |
---|---|
Joaquin Phoenix | Joe |
Judith Roberts | Nina’s Mutter |
Ekaterina Samsonov | Nina |
Alex Manette | Victor |
Thematische Schwerpunkte:
- Trauma und posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Joes Vergangenheit als Soldat im Irak hat ihn schwer gezeichnet. Er leidet unter Flashbacks, Albträumen und Angstzuständen. Der Film zeigt eindrücklich, wie Trauma einen Menschen prägt und zu gewalttätigem Verhalten führen kann.
- Gewalt und Rache: “You Were Never Really Here” ist kein glorifiziertes Bild der Gewalt. Die brutalen Szenen sind immer mit einem Gefühl der Traurigkeit und Verzweiflung verbunden. Joe’s Taten werden als Reaktion auf ein tiefes Unrecht dargestellt, aber gleichzeitig hinterfragen sie auch die Moral von Rache.
- Die Suche nach Erlösung: Trotz seiner düsteren Thematik gibt “You Were Never Really Here” einen Hoffnungsschimmer: Joe sehnt sich nach einem Ausweg aus seinem Albtraum und versucht, sich selbst und anderen zu helfen.
Fazit:
“You Were Never Really Here” ist ein intensiver und unvergesslicher Film, der tief in die Psyche seiner Hauptfigur eindringt. Er ist ein Meisterwerk des psychologischen Thrillers, das Fragen nach Trauma, Rache und der Suche nach Erlösung aufwirft. Wenn Sie eine düstere und atmosphärische Filmerfahrung suchen, dann sollten Sie sich “You Were Never Really Here” nicht entgehen lassen.